Verteidigung der Verteidigung: Heute hatte ich ein interessantes Coaching…
Mein Klient und ich arbeiten schon länger zusammen. Ich habe die Entstehung seiner Masterarbeit begleitet, wir haben viel diskutiert, neue Literaturquellen aufgetan und sind in dem wissenschaftlichen Thema versunken.
So läuft die Zusammenarbeit bei Erfolgskeks in der Regel ab: absolut individuell und an das jeweilige Ziel angepasst.
Der nächste Meilenstein war nun die Verteidigung der Arbeit. Es gilt den Text aus über 70 DINA4-Seiten herunterzubrechen, das wesentliche herauszustellen und dies in einer möglichst guten „Geschichte“ innerhalb von maximal 15 Minuten der Prüfungskommission vorzustellen.
Kein leichtes Unterfangen, ist doch die Arbeit eine Sammlung von so viel Detailwissen, während in der Verteidigung das große Ganze gezeigt werden soll.
Power-Point-Folien für die Verteidigung
Nun gut, wir wissen was zu tun ist. Mein Klient schickt mir einen ersten Entwurf seiner Power-Point-Folien. Wir verbessern im gemeinsamen Gespräch, üben die Präsentation, fügen noch gute Darstellungen hinzu… Der Vortrag ist komplett!
Ja, mein Klient schafft es sogar auf die 15 Minuten zu kommen, ohne dass es gehetzt wirkt, ohne etwas wegzulassen.
Wir treffen uns heute nochmals. Über Zoom diskutieren wir, welche Fragen die Kommission stellen könnte, was mein Klient besser noch einmal lesen sollte, wie er gut argumentieren kann.
Und dann kommen die Zweifel!
Statt, der Experte auf dem Gebiet seiner Masterarbeit zu sein, grübelt er über jeder einzelnen Power-Point-Folie.
Ich gebe zu bedenken: „Lass den Entwurf liegen. Schau morgen noch einmal drauf.“ Das beruhigt meinen Klienten nicht. Er grübelt sichtlich und nach einem Augenblick des Zögerns rückt er raus mit seinen Bedenken. Es geht um die Statistik. Das Drama-Thema so vieler Studierenden.
Über was willst Du reden? Über Statistik?
„Über was willst Du reden? Über Statistik?“ Mein Klient verneint. „Über was hast Du Deine Arbeit geschrieben? Mein Klient nennt sein Thema. „Siehst Du? Das ist das Thema! Darüber redest Du. Da bist Du der Experte, die letzten 6 Monate damit zugebracht hat, daran zu forschen.“ Ich lasse meine Worte ein bisschen wirken, bevor ich weiterspreche: „Wenn Du eine Statistik-Frage bekommen solltest, wenn das passiert, dann wirst Du sie so gut wie möglich beantworten.“ Sein Gesichtsausdruck zeigt den Zweifel auch über Zoom deutlich. Ich setzte noch mal nach: „Du weißt, was Du in Deinem Material & Methodenteil geschrieben hast, Du weißt, was die einzelnen Studien beinhalten und wie sie umgesetzt wurden. Du hast keine Statistik in deiner Arbeit gemacht. Du hast die Studien nach Kategorien ausgewertet … Warum willst Du über Statistik diskutieren?
Ein „ich mein ja nur…könnte doch sein … na ja, vielleicht muss das doch noch auf die Folie“ von meinem Klienten. Ich bleibe stur: „Willst Du über Statistik reden?“ „Nein!“, antwortet mein Klient ein bisschen angenervt. „Gut, dann lass es weg!“
Verteidigung: Weglassen ist die Kunst!
15 Minuten Vortrag im Rahmen einer Verteidigung sind nicht lang. Besser als 5, großzügiger als 10 Minuten, aber über 75 vollgeschriebene Seiten könnte man wahrscheinlich Stunden reden. Die Kunst besteht im Weglassen! Die Kunst besteht darin, die wesentlichen Aussagen der Arbeit zusammenzufassen und verständlich vorzustellen. Was war die Fragestellung? Wie wurde sie beantwortet. Was ist die Erkenntnis? Was bleibt zu tun?
Prüfungs-Kamikaze vermeiden
Die 15 Minuten zu nutzen, um über Dinge zu reden (also über kleine Details der Arbeit zu reden), über die Du eigentlich nicht reden möchtest, weil Du Dir unsicher bist, ist Prüfungs-Kamikaze. Du hast die Wahl. Du kannst die 15 Minuten nutzen und Deine Arbeit in einem guten Licht präsentieren. Mit Begeisterung über die Studien, die Ergebnisse und Erkenntnisse berichten und in Zusammenhang mit „dem Rest“ der forschenden Welt stellen. Es ist Deine Arbeit.
Außer, dass der Vortrag über die vorliegenden und von der Kommission zu bewertende Arbeit geht, gibt es an sich keine Vorschriften. Es ist sinnvoll sich an die gängige Reihenfolge von Begrüßung -Einleitung – Material/Methoden – Ergebnisse – Diskussion – Fazit – eine Folie für die genutzten Quellen und Abschlussformel zu halten. Man könnte das aber auch durchbrechen und mit einem Statement starten, das später im Vortrag aufgegriffen wird. All das geht, funktioniert und lässt Dich definitiv Deine Arbeit und Verteidigung bestehen. Also: Tue Dir einfach selbst den gefallen und rede über die Dinge, die Dir wichtig sind, nicht die Dinge, vor denen Du Angst hast …
Und jetzt zu Dir? Verteidigst Du schon?
Wie ist es Dir ergangen? Welche Erfahrungen hast Du selbst während eines Verteidigungsvortrags oder einer anderen Präsentation gemacht? Wie beurteilst Du Vorträge und Vortragende? Was fällt Dir auf? Berichte gerne über die Kommentarfunktion!
Wenn Du das Gefühl hast, ich könnte Dir bei Deiner wissenschaftlichen Arbeit als Sparringsparterin zu Seite stehen und dich erfolgreich durch Deine Verteidigung bringen, dann melde Dich einfach bei mir.
Kontaktmöglichkeiten via WhatsApp oder Email. Ich freue mich auf die Herausforderung