Wie die Pandemie den Frauen beim Anspruch auf Homeoffice hilft

Wer hätte das gedacht: Corona hat auch was Gutes! Anders ausgedrückt: Die Pandemie hilft tatsächlich den Frauen. Wer hätte das gedacht!

Homeoffice – für viele Arbeitgeber keine Option

Homeoffice war im deutschen Arbeitsbetrieb bis zum Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 ein Fremdwort. Nur 12 Prozent aller Arbeitnehmer arbeiteten regelmäßig von zu Hause aus. Das waren dann allerdings meist Männer in Toppositionen, die die Zeit zu Hause nutzten, ungestört wichtige Unterlagen oder Arbeitsrückstände aufzuarbeiten. So schreibt dies Anja-Kristin Abendroth und Kollegen im April 2022 (in „Gender; Work & Organisation/gelesen in Böckler-Impuls 09/22). 

Eine interessante Tatsache. Denn hier geht es beim Homeoffice nicht um die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Es geht um Arbeitseffizienz. Frauen, insbesondere Mütter wurde die Bitte auf einen Home-Office oft verwehrt.

Homeoffice-Tag: Müttern vor Corona oft verwehrt

Die Untersuchungen, die im aktuellen Böckler-Impuls (9/22) zusammengefasst werden, beschreiben, dass Arbeitgeber mit der Bitte um Homeoffice bei weiblichen Angestellten nur sehr zögerlich zugestimmt hatte. Waren die Bedenken doch viel zu groß, dass Frau statt der Erwerbsarbeit nun die Care-Arbeit für Kinder und Haushalt verstärkt übernehmen würde und dadurch die Arbeitseffizienz sinken würde. WSI-Forscherin Yvonne Lott formuliert es folgendermaßen: „Insbesondere die zuvor offenbar von vielen Arbeitgebern gehegte Befürchtung, gerade Mütter würden im Homeoffice die Arbeitsleistung unter den familiären Verpflichtungen leiden ….“

Corona lässt das Homeoffice auch für Frauen zur Option werden

Durch die Pandemie bleiben dann bis zu einem Drittel aller Mitarbeiter:innen zumindest zeitweise zu Hause. Und siehe da: Frauen und Männer schaffen es gleichermaßen ihre Arbeitsaufträge vernünftig zu erledigen. Die Differenzen zwischen Frauen und Männern sind kleiner geworden. Freuen wir uns an dieser Stelle. Ist das ein bisschen mehr Gleichberechtigung?

Wie so oft: Die Gesellschaft misst mit zweierlei Maß

Wie schon so oft festgestellt: Ob bei Kanzlerkandidatinnen oder Außenministerinnen, die Gesellschaft misst mit zweierlei Maß. Bei Frauen werden andere Maßstäbe angelegt. Es wird unterstellt, dass – einfach nur weil die Position von einer Frau besetzt wird- diese nicht fähig sei, gut von zu Hause aus zu arbeiten. 

Was ist denn das? Mittelalter hoch 3?

Es geht auch anders: Mit Vertrauen und Augenmaß

2003 – 2005 habe ich zwei Jahre in den USA verbracht. Als Postdoc an der Harvard University und damals mit einem kleinen Sohn. Dass Kinder zwischen 1 – 3 öfter mal krank sind, ist durchaus bekannt. Meine damalige Chefin Colleen Cavanaugh hatte ihr eigenes Rezept. Jede:r Postdoc bekam bei Einstellung ein Laptop zur Verfügung gestellt. Das perfekte Utensil auch von zu Hause aus zu arbeiten. Ihr war egal, wann – wer – wie lange oder wie oft im Labor war. Hauptsache das Projekt lief. Und war mein Sohn mal krank und ich musste kurzfristig von der Arbeit „verschwinden“ hat sie das ohne zu hinterfragen abgenickt, hatte sie schließlich auch ein Kind und wusste, wie das manchmal eben so geplant ungeplant läuft.

Diese Arbeitsweise habe ich als Selbstständige für mich übernommen. 

Es funktioniert, Familie und Business unter einen Hut zu bekommen. Das Homeoffice kann dabei der Schlüssel zum Erfolg sein. Für mich war er es auf jeden Fall.

Männer und Frauen nähern sich in Sachen Homeoffice an

Mit der Pandemie ändert sich die Homeoffice-Situation deutlich. Wo zuvor ggf. eine leere Wohnung oder ein leeres Haus und damit eine ungestörte Arbeitssituation gegeben war, ist mit der Pandemie plötzlich alles in den heimischen 4 Wänden untergebracht. Kita, Kindergarten, Schule und Arbeitsstelle. Und ganz nebenbei auch noch das Familienleben. Diese Situation hat die Homeoffice-Einstellung der Väter ebenso verändert, wie die der Arbeitgeber. Homeoffice für Väter bedeutet nun auch mehr Arbeit und Familie besser unter einen Hut zu bekommen, anstatt große Arbeitsaufträge ungestört zu erledigen.

Gut so! Care-Arbeit darf und muss ebenso von Vätern übernommen werden, wie von Müttern. Es besteht also noch Hoffnung.

Corona-Pandemie und die Rushhour des Lebens

Für viele Familien waren die letzten zwei Jahre extrem anstrengend. Keine Kinderbetreuung, keine Schule, keine Unterstützung von Außen. Und obwohl sich die Homeoffice-Situation für Frauen verbessert hat, waren auch sie es, die in der Pandemie die meiste Sorgearbeit übernommen haben. Das Homeschooling war zumeist in weiblichen Händen, genauso die Betreuung kleinerer Kinder, so Prof. Jutta Allmendingen in ihrer Untersuchung von 2021. Die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung kommt zu gleichen Erkenntnissen (Böckler-Impuls 08/2020)

Wie lebst Du Gleichberechtigung?

Gerade in der Rushhour des Lebens und des Familienzyklus ist die Belastung für Frauen extrem hoch. Wann mit der Familienplanung starten, wie die Karriere und die Kinderbetreuung organisieren? Zumeist landet das Thema „Vereinbarkeit“ auf der Agenda der Frau in der Beziehung. Hier gleich noch eine interessante Zahl (ebenso aus Böckler-Impuls 9/22). In Deutschland werden 80%!!! aller unter dreijährigen Kinder ausschließlich von den Eltern betreut (Zahlen aus Eurostat, Mai 2022). 

Jetzt kann man dreimal nachdenken….Jupp, das ist in der Regel die Mutter, die diesen Elternteil stellt. 

Doch noch Mittelalter, oder wie schätzt du das ein?

Arbeitest Du aus dem Homeoffice?

Bist Du angestellt oder selbstständig? Arbeitest Du aus dem Homeoffice? Deine ganze Arbeitszeit oder nur zeitweise?

Welche Erfahrungen hast Du gemacht? Was macht das mit Dir? Ich bin auf deine Rückmeldung gespannt.

Übrigens: Montag, den 27. Juni gibt es eine Online-Info zur Rushhour des Lebens…

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Rushhour des Lebens – Entspannt durch turbulente Zeiten…

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